Schöne Welt, wo bist Du? Die Erde verkommt. Vom goldenen Zeitalter bleibt nicht mehr viel übrig. Durch die Ausbeutung der Natur, Kriege und Pandemien hat der Mensch die Welt an den Rand einer Katastrophe geführt. Was apokalyptisch klingt, ist angesichts der derzeitigen Krisen aktueller denn je – zeitgleich aber auch besonders historisch. Denn die Beschreibung von einer goldenen hin zur eisernen Zeit verfasste bereits der römische Dichter Ovid.
Diese Metamorphose der Erde in rund 2000 Jahre Geschichte bringt die Mandolinen-Konzertgesellschaft Wuppertal e. V. (makoge) nun auf die Bühne. Gemeinsam mit der jungen Schauspielerin Yasemin Peken setzt das Zupforchester die Erzählungen von Ovid musikalisch und szenisch um. Vertont wird „Metamorphosen – Schöne Welt, wo bist Du?“ nach vier Symphonien von Carl Ditters von Dittersdorf, einem Zeitgenosse von Haydn und Mozart.
Symphonien
nach Ovids „Metamorphosen“
von Carl Ditters von Dittersdorf
(1739-1799)
Bearbeitung: Detlef Tewes
Die vier Weltalter Larghetto Allegro e vivace Minuetto con Garbo – Alternativo Finale – Allegretto |
Der Sturz des Phaëtons Adagio con molto – Allegro Andante Tempo di Minuetto – Alternativo Finale – Andantino |
Die Versteinerung des Phineus und seiner Freunde Andante più tosto Allegretto Allegro assai Andante molto Finale – Tempo di Minuetto |
Verwandlung der lykischen Bauern in Frösche Allegretto non troppo presto Adagio, ma non molto Minuetto – Alternativo Finale |
Carl Ditters von Dittersdorf, ein Zeitgenosse von Haydn und Mozart, war vielseitig und von großer Produktivität, was seine Opern, Konzerte, Kammermusiken, instrumentale Werke und ungefähr 120 Symphonien eindrucksvoll belegen. In den frühen 1870er Jahren komponierte Dittersdorf 12 Symphonien nach den Metamorphosen des römischen Dichters Ovid, sechs verschwanden spurlos, bevor sie veröffentlicht werden konnten.
Die Metamorphosen des römischen Dichters Ovid (ca. 43 v.u.Z. bis ca. 17 n.u.Z.) versammeln mythologische Erzählungen über die Entstehung der Welt nach Sagenbeschreibungen der griechischen und römischen Antike. Die Verwandlung, also die Metamorphose, ist hierbei das zentrale literarische Motiv der Erzählungen und findet seine Umsetzung in musikalischen wie szenischen Momenten auf der Bühne.
Die vier Weltalter
Mutter Erde beschreibt den Wandel der Welt. In der goldenen Zeit lebten die Menschen im Einklang mit der Natur. Vor allem durch den menschlichen Einfluss verändert sich die Welt über die silberne und bronzene hin zur eisernen Zeit. Interpretiert werden kann diese Entwicklung bis in unsere Zeit. Durch die Ausbeutung der Natur, Kriege, Pandemien und andere Krisen hat der Mensch sich und alles Leben auf der Erde an den Rand einer Katastrophe geführt. Die eiserne Zeit ist längst eingetroffen, wenn nicht gar abgelaufen.
Der Sturz des Phaeton
Sol (griech.: Helios) ist in der römischen Mythologie der Sonnengott. Er lenkt den Sonnenwagen um die Welt und bestimmt so den Sonnenlauf. Phaetons Schwestern berichten von Phaetons jugendlichem Leichtsinn und seinem feurigen Aufstieg, die motiviert werden durch seinen Drang, die Wahrheit über seine göttliche Abstammung von Sol bestätigt zu wissen. Sein Drang nach Anerkennung und das Missachten des elterlichen Rats führen letztlich zu seinem Sturz und verheerenden Konsequenzen für seine Schwestern und die ganze Erde.
Die Versteinerung des Phineus und seiner Freunde
Medusa, von Neptun (griech. Poseidon) missbraucht, wird von dessen Gattin Minerva (griech. Athene) in ein hässliches Wesen verwandelt, dessen Blick jeden zu Stein erstarren lässt. Perseus macht sich Medusas unverschuldetes Schicksal zur Waffe, indem er Medusa enthauptet und ihr Haupt gegen seine Feinde einsetzt. Auch Andromeda wird zum Spielball bzw. wird ohne ihren Willen Perseus zur Frau gegeben.
Medusa berichtet von der Hochzeit des Perseus mit Andromeda, auf der plötzlich Phineus, Andromedas Verlobter, auftaucht. Es kommt zu einem blutigen Kampf, den Perseus – durch das Enthüllen des Haupts der Medusa – für sich entscheidet.
Die Verwandlung der lykischen Bauern in Frösche
Latona (griech. Leto) ist eine Geliebte des Jupiter (griech. Zeus) und wird von Juno (griech. Hera), Jupiters Frau, über die Erde gejagt. Auf der Suche nach Nahrung für sich und ihre Kinder gelangt Latona an einen See, an dem sie auf lykische Bauern trifft, die ihr das Wasser aus dem See verweigern. In mehreren Anläufen versucht sie die Bauern davon zu überzeugen, ihr den Zugang zum Wasser zu gestatten. Als jedoch keines ihrer Argumente gegen das unmenschliche Verhalten der Bauern ankommt, verwandelt Latona die Bauern in Frösche.
Über Yasemin Peken
Yasemin Peken (*1994) studiert den künstlerisch-praktischen Masterstudiengang Szenische Forschung in Bochum. Durch ihre künstlerische Arbeit zieht sich die Auseinandersetzung mit der Potentialität von Text und die Frage nach seinem Verhältnis zu rituellen Praktiken. 2021 gründete sie mit Christian Minwegen das Duo fachlicheUnarten, welches unterschiedliche Formate von Theaterstücken, Performances und Hörstücken realisiert.
Metamorphosen
Schöne Welt, wo bist du?
26. März 2023, 18:00 Uhr
Theater am Engelsgarten, Wuppertal
Mandolinen-Konzertgesellschaft Wuppertal,
Ltg.: Detlef Tewes
Yasemin Peken, Regie und Performance
Christian Minwegen, Dramaturgie
Jakob Ebener-Holscher, Licht- und Sounddesign
Weitere Informationen gibt es im Programmflyer.